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Unsere Geschichte

„Das ganze Wesen der Kinderpflege ist Liebe. Wenn wir mit Kindern umzugehen haben, die wir noch nicht kennen, so müssen wir ihnen weder verbieten noch gebieten, sondern ihnen nur Liebe erzeigen. Und wollen wir etwas von ihnen, sie nur bitten. Ehe wir einem Kinde etwas versagen, müssen wir es erst kennen lernen. Auch schon das Kind hört lieber ein ,ja' als ein ,nein'. Allgemeine Worte wie, sei brav, sei folgsam, genügen nicht. Man muss ihre Aufmerksamkeit mit einem schönen Lied, einer heiteren Erzählung- und Spiel fesseln. Vor allem aber lasst einen Geist der Ruhe, der Ordnung und Freundlichkeit von euch ausgehen, so wird er sich bald unter den Kindern ausbreiten."

Regine Johlberg

  • Regine Zimmern wird am 30.06.1800 als drittältestes von elf Geschwistern in Frankfurt geboren und wächst in einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus in Heidelberg auf.
  • 1821 heiratet sie Joseph Neustetel. Sie haben zwei Töchter, Mathilde (*1822) und Emma (*1823).
  • 1826 lässt sie sich gemeinsam mit Salomon Jolberg, den sie kurz darauf heiratet, und den beiden Töchtern Mathilde und Emma taufen. Sie erhält den Namen Regine Juliana.
  • 1827 und 1828 werden zwei weitere Töchter geboren, die jedoch beide im ersten Lebensjahr sterben.
  • Nach dem Tod ihres Mannes 1829 und ihrer Mutter 1832 zieht Regine Jolberg mit den Töchtern zu ihrem Vater nach Heidelberg. Dort sucht sie nach einer sinnerfüllten karitativen Aufgabe. Sie findet sie zum einen im Heidelberger Armen- und Frauenverein, der 1835 die erste Heidelberger Kleinkindschule eröffnet, sowie in der Erziehung junger Mädchen, die sie als Pflegekinder aufnimmt.
  • 1840 übernimmt sie die Leitung der Strickschule in Leutesheim bei Kehl.
  • 1843 erhält sie die Genehmigung der Oberschulkonferenz für eine Kleinkinderbewahranstalt.
  • Im Frühjahr 1844 verfasst Regine Jolberg einen Artikel in der Zeitschrift „Reich Gottes“, in dem sie die Notwendigkeit der Einrichtung von Kinderpflegen auch sozialpädagogisch begründet. Zugleich macht sie die Notwendigkeit der Einrichtung von Ausbildungsstätten für Kleinkinderlehrerinnen deutlich und fordert junge Frauen auf sich für diesen Beruf zu entscheiden: „Darum liebe Schwestern, wo Ihr auch zerstreut im Lande Euch befindet, die Ihr nicht an einen Beruf gebunden seid, prüfet Euch ob Ihr nicht in diesen Kleinen dem Herrn dienen könnet?“
  • Im November 1844 nimmt sie die erste Schülerin in Leutesheim auf. Weitere Schülerinnen folgen. Dies ist der Beginn der Bildungsanstalt zur Ausbildung von Kleinkinderpflegerinnen („Kinderpflege zu Leutesheim“).
  • Am 24.08.1846 erhält sie die staatliche Genehmigung für die Bildungsanstalt für Kleinkinderpflegerinnen. Im gleichen Jahr beginnt die Hausgemeinschaft eine Hauschronik, in der sie Regeln für das gemeinsame Zusammenleben festhält. Diese werden gemeinsam beschlossen.
  • Ab 1846 werden in zahlreichen Orten Kinderpflegen gegründet. Regine Jolberg begleitet jede von ihr ausgebildete Kinderpflegerin an ihren Dienstort.
  • 1847 führt Regine Jolberg eine einfache einheitliche Kleidung für die Schwestern ein.
  • Nachdem sie 1849 im Zuge der badischen Revolution aus Leutesheim vertrieben wurden, findet die Einrichtung in Langenwinkel einen neuen Standort („Kinderpflege zu Langenwinkel“).
  • 1851 zieht die Bildungsanstalt in das Schlösschen des Freiherrn von Böcklin in Nonnenweier um.
  • 1853 erhält die Einrichtung den Namen „Mutterhaus für Kinderpflege“.
  • Im Jahr 1869 gibt es bereits 256 Kinderpflegen, in denen Schwestern aus Nonnenweier arbeiten.
  • Am 05.03.1870 stirbt Regine Jolberg in Nonnenweier.
  • „Die Mädchen erhalten täglich, vor Anfang der Kinderschule, Unterricht in der heiligen Schrift, (…).
  • Sodann werden die Mädchen abwechselnd in die verschiedenen Abtheilungen der Kinder, der Knaben, der Mädchen, der Kleineren und Größeren, vertheilt, um unter Anleitung der Vorsteherin, so wie ihrer beiden ihr zur Seite stehenden Töchter, die Kinder richtig behandeln und beschäftigen zu lernen. Dies von Morgens 8 – 11, und Nachmittags von 1 – 5 Uhr.
  • Nach einer Ruhestunde werden an mehreren Abenden mehrstimmige Gesänge nach den Noten sowie Kinderlieder eingeübt.
  • Ebenso werden vor und nach dem Nachtessen die anderen Lerngegenstände geübt, nämlich Denk- und Sprach-Übung, Lesen, Schreiben, Erzählen, Seelenkunde, Naturgeschichte, nebst kleinen schriftlichen Ausarbeitungen, und durch nützliche Lektüre wird zur weiteren Bildung vorbereitet.
  • Damit indeß die Mädchen sich dem häuslichen Leben nicht entfremden, so werden immer einige, die nicht gerade in der Kinderschule beschäftigt, abwechselnd zu häuslichen Arbeiten angehalten und zu allen nützlichen Beschäftigungen angeleitet.“

(Statuten für die Bildungsanstalt für Kinderpflegerinnen in Leutesheim 1846)

  • 10.07.1917 Beitritt zum „Kaiserswerther Verband“
  • Ab 1919 „Diakonissenhaus Nonnenweier“
  • Ab 1920 „Diakonissenhaus Nonnenweier, Mutterhaus für Kinderpflege und Gemeindediakonie“
  • 1941-1945 Einstellung der Ausbildung der Kinderpflegerinnen
  • 1952 staatliche Anerkennung des Kindergärtnerinnenseminars
  • Ab 1970 Fachschule für Sozialpädagogik
  • Seit 01.01.2000 ist die "Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik gGmbH" (gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung) Trägerin der Fachschule für Sozialpädagogik in Nonnenweier.
  • Seit September 2017 bildet die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Regine Jolberg angehende ErzieherInnen in Lahr auf dem zeit.areal aus.

Quellenangabe: Hauff, Adelheid M. von (2002): Regine Jolberg (1800 - 1870). Leben, Werk und Pädagogik. Veröffentlichungen des Diakoniewissenschaftlichen Instituts an der Universität Heidelberg. Bd. 13. Winter. Heidelberg.